umdenkenundglauben.de

Denken hilft zum Glauben. Glauben hilft die Welt zu verstehen.


Joh. 1, 1-14

1 Am Anfang war das Wort. Das Wort war bei Gott,

und in allem war es Gott gleich.

2 Von Anfang an war es bei Gott.

3 Alles wurde durch das Wort geschaffen;

und ohne das Wort ist nichts entstanden.

4 In ihm war das Leben,

und dieses Leben war das Licht

für die Menschen.

5 Das Licht strahlt in der Dunkelheit,

aber die Dunkelheit hat sich ihm verschlossen.

6 Es trat einer auf, den Gott gesandt hatte; er hieß Johannes.

7 Er sollte Zeuge sein für das Licht und alle darauf hinweisen, damit sie es erkennen und annehmen.

8 Er selbst war nicht das Licht; er sollte nur auf das Licht hinweisen.

9 Das wahre Licht, das in die Welt gekommen ist und nun allen Menschen leuchtet, ist Er, der das Wort ist.

10 Er, das Wort, war schon immer in der Welt,

die Welt ist durch ihn geschaffen worden,

und doch erkannte sie ihn nicht.

11 Er kam in seine eigene Schöpfung,

doch seine Geschöpfe, die Menschen,

wiesen ihn ab.

12 Aber allen, die ihn aufnahmen

und ihm Glauben schenkten,

verlieh er das Recht,

Kinder Gottes zu werden.

13 – Das werden sie nicht durch natürliche Geburt oder menschliches Wollen und Machen, sondern weil Gott ihnen ein neues Leben gibt. –

14 Er, das Wort, wurde ein Mensch,

ein wirklicher Mensch von Fleisch und Blut.

 Liebe Gemeinde,

in der Schriftlesung (Lukas 2) haben wir Weihnachten gehört,

wie man es kennt

Nicht alle Evangelien haben die Geburtsgeschichte.

Manche Theologen sagen: „Die anderen haben davon nichts gewusst.“

Johannes berichtet nicht von der Geburt Jesu wie Lukas oder
Matthäus. Johannes beginnt sein Evangelium mit einem Glaubensbekenntnis zu Jesus Christus, das in Form eines Hymnus abgefasst ist.

Aber da ist alles drin, was Lukas auch erzählt. Nur hier ist es kein Ereignisbericht, sondern eine Reflexion, was dieses Ereignis – und die Darauffolgenden – bedeutet.

Jesus ist kein normaler Mensch.

Er kommt von Gott.

Er wird nicht freundlich aufgenommen.

Er kommt zu unserem Heil.

Wer ihn annimmt wird verändert.

Lukas hat die Geschichte Geschichte von der Geburt .

Johannes hat ein „Gedicht“, ein Glaubensbekenntnis.

Er hat die Wahrheit verdichtet.

Also:

Am Anfang war das Wort.

Am Anfang, das meint bei der Schöpfung.

Gott sprach und es geschah.

Keine leeren Worte – machtvolle Worte.

Diese Macht, die Weisheit, der die Welt Dasein, Licht und Leben verdankt, die ist als ein Mensch von Fleisch und Blut inmitten der Welt erschienen.

Wort = logos, Weisheit Gottes

die damalige Philosophie verstand darunter, die alles durchwaltende göttliche Weltvernunft.

Das Wort „logos“ hat ein breites Bedeutungsspektrum. Es meint auch Absicht, Weisheit, Gottes Plan, Gottes Ratschluss.

Uns erscheinen diese 1. Worte des Johannesevangeliums möglicherweise normal. So kennt man es nach vielen Predigten, Bibelgesprächen etc.

Dann verkehren wir das, was da steht, doch mal ins Gegenteil: Was wäre, wenn hier das Gegenteil stehen würde?

Was wird über das Wort gesagt?

Am Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott“

Also: Am Anfang war kein Plan. Kein Gott hatte einen Plan.

Das ist auch ein Glaubensbekenntnis. Es ist das Glaubensbekenntnis von Atheisten. Es gibt keine Macht hinter den Dingen. Es gibt nichts von einem höheren Wesen zu erwarten: Wir sind allein in der Welt und keinen interessiert es. Unser Leben sind die zeitlich begrenzten Funktionen unseres Körpers. Fertig!

Hier: Alles wurde durch das Wort geschaffen.

Nichts wurde nach irgendeinem Plan geschaffen.

Niemand hatte die Absicht eine Welt zu erschaffen.

Die Welt ist durch krasse Zufälle entstanden. Das Leben hat sich durch krasse Zufälle entwickelt. Wir sind das Ergebnis biochemischer Prozesse. Wenn die zu Ende gehen, dann ist es eben aus mit uns. Mehr Leben gibt es nicht.

In ihm war das Leben

In ihm war auch nicht mehr Leben als in uns allen.

All die Gedanken, die sich durch die Bibel ziehen, dass es ein ewiges dauerhaftes, unkaputtbares, mit der Quelle des Lebens verbundenes Leben gibt, sind Illusion. Finde dich damit ab.

„Lasst uns essen und trinken, denn morgen sind wir tot.“

Der Apostel Paulus hat diesen Satz seiner Zeitgenossen schon zitiert. Auch heute leben Menschen so.

„Erde zu Erde, Asche zu Asche, Staub zu Staub.“

Das ist die Wahrheit Die ganze Wahrheit

„Morgen wird es besser, sagte die Eintagsfliege.“

Also: Hör auf zu hoffen und zu träumen!

und dieses Leben war das Licht für die Menschen

Es gibt kein Licht in der Dunkelheit.

In der Welt gibt es eben Elend. Da sterben Menschen, da leiden Menschen. Da geschehen böse Dinge. Da ist der Mensch der Wolf des Menschen.

Da nutzen Menschen einander aus, nehmen einander das Lebensnotwendige, kämpfen für ihren eigenen Vorteil,

da gibt es Tränen und Angst. Das ist so und das bleibt so.

Natürlich kann man sich auch selbst einbilden, dass man ein besonders großes Licht ist und den Menschen selbst das Heil bringt.

Aber wo Menschen so dachten, so lehrt es die Geschichte, da wurde es besonders düster.

Man kann sich auch sagen: „Viele kleine Leute in vielen kleinen Orten, die viele kleine Dinge tun, können das Gesicht der Welt verändern“, und sich dabei einbilden, dass diese Veränderungen alle zum Guten sind.

Oder man kann sich einbilden, wenn man eine LED-Birne einschraubt, hätte man das Weltklima gerettet.

Wenn das Licht nicht in die Dunkelheit strahlt wird sie nicht hell.

„Finsternis kann Finsternis nicht vertreiben“, hat Martin Luther King einmal gesagt.

Das Licht strahlt in der Dunkelheit.

Aber die Dunkelheit hat sich ihm verschlossen.

Wenn das Licht scheinen würde, würden Menschen sich selbstverständlich davon erhellen lassen.

Das sieht man doch, wo immer das Evangelium verkündet wird, stehen die Menschen Schlange und wollen es hören und aufnehmen.

Wo die Menschen gesagt bekommen, was richtig ist, handeln sie natürlich sofort danach.

Sie würden sich diesem Licht aussetzen, wie Menschen die Frühjahrsonne suchen.

Nein? So ist das nicht?

Sätze von Jesus werden nicht bereitwillig aufgenommen und umgesetzt?

„Was würde sich alles ändern, wenn alle Nächstenliebe leben „würden!“ Aber so ist es nicht.

Wie wäre es, wenn alle Menschen nach der goldenen Regel leben würden, habe ich Konfirmanden gefragt.

Jemand gab zur Antwort: „Es wäre langweilig.“

So sind Menschen. Sie wollen lieber im Dunkel bleiben, außer es trifft sie selber.

Das wahre Licht, das in die Welt gekommen ist und nun allen Menschen leuchtet, ist  Er, der das Wort ist.

Licht gibt es in vielen Weisen und Varianten, in allen Religionen und bei allen Menschen guten Willens

Postmoderne Menschen bringen die schärfsten Gegensätze zusammen und sagen: Eigentlich ist es doch alles dasselbe.

Alle Religionen wollen doch dasselbe.

Feuer Und Eis – Ist doch dasselbe, hat doch jeweils eine ungewöhnliche Temperatur.

Liebe und Hass – Ist doch dasselbe. Sind doch beides Emotionen!

Erlösung durch meditative Selbstversenkung oder durch das Opfer Christi ­– Ist doch dasselbe. Hauptsache man glaubt an etwas.

Islam oder Glaube an Christus, Kirche oder Moschee, Bibel oder Koran – Hauptsache man hat eine Religion!

In einem religionspädagogischen Heft lautete die Überschrift: „Darf es nur eine Wahrheit geben?“

Was für eine umnachtete Frage! Können wir denn entscheiden, ob etwas Wahrheit ist? Kann man darüber abstimmen, ob etwas wahr ist oder nicht?

Er, das Wort, war schon immer in der Welt.

Im Alten Testament ist Gott ganz anders.

Das wird ja oft behauptet.

Gottes Absicht war aber von Anfang an gleich.

Von „er machte ihnen Kleider“ in der Paradiesgeschichte

über Abraham (durch dich sollen gesegnet werden alle Völker auf Erden) zieht sich das durch das ganze AT:

Gott hat einen Heilsplan.

In Jesus wird er vollendet.

Das Alte Testament ist die Hinführung, kein Gegensatz.

Gott ist auch im neuen Testament nicht der liebe, doofe Gott, der aus dem Augenzudrücken nicht rauskommt.

Er kam in seine eigene Schöpfung,

doch seine Geschöpfe, die Menschen,

wiesen ihn ab.

Er war auch nur ein Mensch und man ist doch wohl selber Herr über sein Leben und wird doch wohl noch selbst entscheiden dürfen, was man glaubt oder nicht.

Der Anspruch, den Jesus erhoben hat, lehnen damals wie heute viele ab.

Mit Autorität sagen, was richtig und falsch ist?

Ach nein – das muss jeder selbst herausfinden, was für ihn richtig ist.

Einfach dem Vater im Himmel vertrauen ?. Man muss doch selbst für sich sorgen

Ist ja nicht alles schlecht, was Jesus gesagt hat – aber „Ich bin das Licht der Welt, die Tür, das Brot, die Auferstehung und das Leben – das ist doch wohl überzogen.

Wenn hier das Gegenteil stehen würde, dann müsste man wohl selbst nach Wahrheiten suchen oder sie sich schaffen und sich letztlich an diesen selbstgewählten Wahrheiten orientieren und durchs Leben schlagen.

Jesus hätte nicht viel Bedeutung – Und so sehen es ja auch viele Menschen.

Aber allen, die ihn aufnahmen und ihm Glauben schenkten, verlieh er das Recht, Kinder Gottes zu werden.

Wenn man getauft ist und Kirchenmitglied ist, ist man Christ.

Die in der Konfirmation bekräftigte Taufe soll Zeichen sein, dass man Jesus angenommen hat, als Herrn und Erlöser, dass er im Leben die führende Rolle hat, dass man nach seinem Willen handeln will.

Wie das beginnt, ob in einem langen Prozess oder zu einem konkreten Zeitpunkt, ist egal.

Aufnehmen kann man ihn nur, als den der er ist, als Gott.

Und ein Gott hat niemals eine Nebenrolle im Leben.

Wer Jesus anerkennt als, den, den Johannes beschreibt, wird Gottes Kind, kann im Vertrauen auf ihn und von ihm geleitet leben.

Kind Gottes wird man nicht durch natürliche Geburt oder menschliches Wollen und Machen, sondern weil Gott ihnen ein neues Leben gibt.

Aber alle Menschen sind doch Gottes Kinder.

Wie oft habe ich diesen Satz gehört.

Nein! Geschöpfe sind wir alle. Kindschaft = Verbundenheit im Vertrauen, im Gespräch, die hat nicht jeder automatisch

Was ist das für eine Kindschaft, wo man den Vater links liegen lässt, wo man höchstens noch seine Existenz gelten lässt,

aber meint, man könne ja nicht viel von ihm wissen? Wo man nicht nach seinem Willen fragt und das Buch, in dem er sich uns mitteilt, langweilig findet und nicht liest?

Was ist das für eine Kindschaft, wo man die Regeln des Vaters missachtet und wortreich erklärt, warum man es besser weiß?

In Bezug auf menschliche Väter ist so etwas Ausdruck für ein tief zerrüttetes Verhältnis. Wenn Gott der Vater ist, um den es geht, ist das ja wohl auch noch Anmaßung.

Er, das Wort, wurde ein Mensch,

ein wirklicher Mensch von Fleisch und Blut.

Jesus war halt doch ein übernatürliches Wesen, der nicht verstehen kann, wie es uns in unserem Leben zugeht.

Komisch , man kann von zwei Seiten vom Pferd fallen:

zum einen kann man denken, Jesus ist nichts Besonderes. Er bringt kein Heil, er ist nicht einzigartig, er hat keine Autorität.

Und die andere Seite:

Jesus war ein Übermensch ohne Leiden, ohne Versuchung ohne Schwächen .

Diese Sicht zeigt sich zum Beispiel im Islam, in der Lehre, dass Jesus vor dem Tod weggebeamt wurde. Er ist demzufolge also nicht wirklich gestorben. Ein anderer wurde gekreuzigt. Also einer anstelle von Jesus, statt Jesus an unserer Stelle.

Dem entspricht der Umgang mit den Menschensohnworten in den Evangelien. Manche Theologen behaupten, die Menschensohnaussagen, die seine Hoheit beschreiben sind nicht echt.

Andere sehen die Menschensohnaussagen, die vom Leiden reden, als nicht echt an.

          Es steckt also eine Menge Stoff in diesen Versen.

Johannes betont: Er war das Wort. Er war Gottes Plan und Absicht. Er war seine Weisheit, die ganze Wahrheit.

Und er war wirklich Mensch von Fleisch und Blut, uns ganz nah.

An ihm entscheidet sich alles.

Der Vers 12 beschreibt die totale Umgestaltung, die durch ihn möglich ist. Durch ihn können wir Kinder Gottes werden.

Durch ihn können wir an seiner Hand unter seiner Leitung, nach seinen Zielen leben.                     Amen.