Natürlich könnte ich von Konfirmanden und Konfirmandinnen schreiben. Würde ich das durchgängig tun, wären die Texte so gut zu lesen wie die Geschäftsordnungen landeskirchlicher Synoden oder die Verfassungen dieser Kirchen.
Aber schauen wir doch mal näher hin, was ist denn ein Konfirmand? Von der Wortbedeutung her ein zu Konfirmierender. Ja, aber was denn? Ein zu konfirmierender Jugendlicher. Ja, was für ein Jugendlicher? Ein jugendlicher Mensch. Und eine Konfirmandin? Demzufolge eine Jugendliche zu konfirmierende Menschin. Oh! So weit wollen wir dann doch nicht gehen, von weiblichen Menschen als Menschinnen zu reden. Das Menschsein (ganz geschlechtsneutral) wollen wir Ihnen doch nicht absprechen.
Komischerweise zucken die Befürworterinnen der geschlechtsspezifischen Redeweise (die von Ihnen meist „geschlechtsneutral“ genannt wird) dann doch zusammen bei der Unterscheidung von Menschen und Menschinnen. Überhaupt gibt es in der ganzen Debatte viele Ungereimtheiten. Hat jemand schon mal jemanden von Verbrecherinnen reden hören? Oder von Mörder*innen? O. k., in diesen Fällen sind die Männer leider in der sehr deutlichen Mehrzahl. Dies hat aber in anderen Zusammenhängen, wo Mehrheit und Minderheit auch sehr deutlich zu erkennen war, niemanden davon abgehalten, die weibliche Form mitzunennen. Auch von Müllmännern und Müllfrauen habe ich noch niemand reden hören.
Warum ich manchmal doch gendere? Naja, ich denke an eine Kollegin, die gesagt hat, sie legt keinen Wert darauf, dass immer die weibliche Form mitgenannt wird, aber sie möchte nicht übersehen und zumindest in gewissem Maß mitgenannt werden. Warum nicht?
Oder bei Konfirmationen, wo es Wichtigeres zu sagen gab, als solche Gedanken zu äußern, da habe ich dann von Konfirmanden und Konfirmandinnen geredet. Denn dsa war nicht der Platz für solche Gedanken und Erklärungen.
Und das Wichtigste: Jesus hat in anderem Zusammenhang mal gesagt: „Gebt ihnen kein Ärgernis.“ (Mt. 17,27). Da ging es um etwas, wo Jesus zwar anderer Meinung war, aber es eben auch nicht so wichtig fand. Also, auch wenn man anderer Meinung ist, bevor man über Wichtigeres gar nicht mehr ins Gespräch kommen kann, fällt einem auch kein Zacken aus der Krone, wenn man hin und wieder auch die weibliche Form explizit mit gebraucht.