Jeremia 14,2-9
1 Das Wort des HERRN erging an Jeremia, als Antwort auf die Klagen wegen der Dürrekatastrophe.
2 Ganz Juda trauert, die Städte sterben, ihre Bewohner hocken klagend auf dem Boden! Jerusalem schreit um Hilfe.
3 Die Reichen schicken ihre Diener zum Wasserholen, doch die finden keinen Tropfen mehr in den Zisternen. Mit leeren Krügen kommen sie zurück; enttäuscht und mutlos verhüllen sie ihr Gesicht.
4 Auch die Bauern sind verzweifelt und verhüllen ihr Gesicht. Der Ackerboden ist ausgedörrt, weil kein Regen fällt.
5 Selbst die Hirschkuh läßt ihr Neugeborenes im Stich, weil sie kein Grün mehr findet.
6 Die Wildesel stehen auf kahlen Bergen und schnappen nach Luft wie Schakale. Ihr Blick ist erloschen, denn es gibt nichts mehr zu fressen.
7 »HERR, unsere Vergehen klagen uns an, aber hilf uns doch um deiner Ehre willen! Oft haben wir uns von dir abgewandt und gegen dich gesündigt.
8 Aber du bist Israels einzige Hoffnung, du allein kannst uns retten, wenn wir in Not sind! Warum tust du, als sei dir unser Land gleichgültig – als wärst du ein Reisender, der nur für eine Nacht absteigt?
9 Warum tust du, als könntest du nicht helfen – als wärst du ein Kriegsheld, den die Überraschung entwaffnet hat? Du bist doch mitten unter uns, HERR! Wir sind dein Volk, du hast uns zu deinem Eigentum erklärt! Verlaß uns nicht!«
Gute Nachricht Bibel ©2000 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
Liebe Gemeinde,
wir müssen heute vom Klima reden.
Manche werden sagen endlich, es ist so wichtig. Andere werden sagen, nicht hier auch noch.
Israel klagt: Die Trockenheit hat das Land im Griff. Menschen und Tiere haben Durst und Sterben. Der Tod ist nahe.
Die Menschen wissen, sie sind vom Wetter absolut abhängig. Ein bisschen haben Sie sich an das Wetter angepasst. Sie haben Zisternen gegraben. Aber wenn es gar nicht mehr regnet, dann hilft das nicht mehr.
Bilder von Zerstörung, von jämmerlich verschmachtendem Leben, von Menschen und Tieren, die qualvoll leiden, stellen uns diese Worte vor Augen.
Schnell rufen diese Beschreibungen eigene Bilder in uns hervor. Wir denken an Buschbrände, Dürren und Hitzewellen. Der Klimawandel ist das allgegenwärtige Thema.
Eine kurze Erklärung zum Thema: Bei Zeiträumen bis 30 Jahren spricht man von Wetter, bei längeren Zeiträumen von Klima. In Israel damals ging es also sicher um Wetter, aber die Nähe zur Klimakrise ist markant.
Das Klima ändert sich, das ist das Thema unserer Zeit. Viele Phänomene sind zu beobachten, die tiefgehende klimatische Veränderungen anzeigen.
Im Bibeltext rufen die Menschen zu Gott. Sie wissen: Das Wetter ist zu groß – da steht Gott dahinter. Also beten sie zu Gott. Sie haben in der Katastrophe, eine Adresse für die Klage und eine Hoffnung auf Rettung.
Darüber sind wir hinaus!
Die Wissenschaft hat uns die Zusammenhänge erklärt.
Im 19. Jahrhundert war die Meinung weit verbreitet, Gott würde angesichts des Fortschritts bald überflüssig sein. Man bildete sich ein, dass die menschliche Vernunft auch ohne Gott über kurz oder lang alles in den Griff bekäme und nichts Übernatürliches mehr übrig bliebe.
Auch darüber sind wir schon hinaus. An Gott wird nicht mal mehr gedacht. Dass ein Gott mit unseren Lebensbedingungen zu tun haben könnte, das ist Schrott von früher. Moderne Menschen können darüber nur noch lachen.
Das gilt in Bezug auf die Schöpfung. Das weiß doch jedes Kind! Alles ist aus nichts entstanden. Die Materie hat sich selbst organisiert und wurde lebendig.
Was für ein Fortschritt! Die Welt ist aus sich geworden. Man hat keine Verantwortung mehr vor einem Gott.
Und nun: Die Welt ist in einer Krise. Logischerweise hat auch die Erhaltung nichts mit Gott zu tun. Und die Schlussfolgerung ist zwingend: Das müssen wir selber lösen. Wir sind verantwortlich: Der Klimawandel ist von Menschen gemacht.
Bin ich der Einzige, der aus diesen Aussagen so etwas wie Stolz heraushört? Das haben wir ganz allein hingekriegt!
Jetzt sind wir aber auch allein, bei unseren Lösungsversuchen! Und in diesem Alleinsein breitet sich Angst aus: Es breitet sich Hoffnungslosigkeit aus, das zu wenig getan wird. Horrorszenarien werden gemalt.
Eine Kollegin berichtet von Grundschulkindern, die beim Thema Schöpfung und Umwelt zu weinen beginnen, weil sie völlig verunsichert sind, wie es mit unserer Welt weitergeht. Greta Thunberg sagte 2019 vor dem Weltwirtschaftsforum in Davos: „Ich will, dass ihr in Panik geratet.“
Panik als Ratgeber? Ist das gut?
Wir sind in der Zeit der Schuldzuweisungen: Fingerzeigen überall. Die Kreuzfahrer machen das Klima kaputt, die Flugreisenden, die Autofahrer sowieso, die Menschen, die Fleisch essen, sind aber noch schlimmer. Jeweils wird das genannt, was man selbst nicht macht.
Manche Problemfelder werden auch nicht benannt. Wurden bei Klimademonstrationen schon mal Plakate gegen Unteraltungselektronik und Ihren gewaltigen Ressourcenverbrauch gezeigt? War da schon mal zu lesen: „YouTube verbieten, Netflix abschalten“? Ist mir nicht aufgefallen.
Die alte Verhaltensweise (wie seit Anbeginn der Welt), „ich wars nicht“, die anderen sind es, die hat Konjunktur.
Wie sagte Adam, als Gott ihn fragte, warum er Gottes Gebot gebrochen hat? „Eva hat die Kreuzfahrt gebucht und den SUV mit den vielen PS gewollt. Und die Plastikstrohhalme hat sie auch gekauft“ Na ja, so ähnlich!
Wir alle machen die Welt kaputt.
Nein, falsch! Wir alle haben die Welt kaputtgemacht. Das gehört in die Vergangenheitsform. Niemand lebt in Einklang mit der Natur, auch nicht im Einklang mit dem Schöpfer und mit den Mitmenschen. Ganz am Anfang der Bibel wird dies schon exemplarisch an zwei Menschen, zutreffend für alle Menschen erzählt.
Da haben wir bisher gut im Wohlstand gelebt und jetzt entdecken wir die Rettung der Welt. Oder geht es doch nur darum, die eigenen Lebensbedingungen zu retten?
Die Welt retten ist für Menschen die große Herausforderung. Kein Wunder, dass diese Verantwortung zu Angst und Panik führt.
Ich habe in letzter Zeit zwei Bücher gelesen. Das eine „Der Store“ ist ein Zukunftsroman. Er beschreibt die Welt nach dem Klimawandel, ganze Lebensräume sind zerstört. Menschen leben entweder in Armut unter schlimmen Lebensbedingungen oder mit großen Einschränkungen ihrer persönlichen Freiheit in Wohn und Arbeitsfabriken. Das Buch entfaltet eine sehr düstere Perspektive.
Das andere Buch vertritt die These: Kapitalismus verhindert Klimaschutz.
Andere Artikel reden offen davon, dass Demokratie viel zu träge sei, um Klimaschutz zu schaffen.
Wenn Menschen auf eigene Faust versuchen, die Welt zu retten, kann das auch gewaltig schief gehen.
Denn was ist persönliche Freiheit gegen Weltrettung?
In dem erwähnten Zukunftsroman kommt Religion so gut wie nicht vor. Sie ist einfach für niemanden mehr relevant. Dazu passt der Satz eines (Achtung) evangelischen Theologen: „Hoffen heißt, darauf vertrauen, dass sinnvoll ist, was wir tun (Fulbert Steffensky).
Wie arm ist das denn? Keine andere Hoffnung? Kein Grund zum Hoffen der außerhalb unserer Möglichkeiten liegt?
Greta Thunberg sagte bei der UNO: „Ihr habt mir meine Kindheit geraubt.“ Hat sie nichts, was Ihr in der kaputten Welt Geborgenheit vermittelt? Hat Ihr niemand Vertrauen in Gott nahegebracht?
Hoffnung auf Gott heißt nicht, in der Welt wird alles gut. Die Bibel erzählt eine andere Geschichte. Zugespitzt wird dies in der Offenbarung: Bis alles gut wird, wird die Welt kaputt gehen. Aber letztlich hat Gott die Welt in seiner Hand.
Wir haben schon öfters im Gottesdienst gesungen: „Du bist der Schöpfer des Universums, du bist der Anfang und auch das Ende. Du bist die Hilfe, die nie zu spät kommt, du bist der Retter in großer Not.“ Glauben wir das wirklich?
Wenn Gott mit dem Anfang etwas zu tun hatte, dann ja wohl auch mit dem Ende und mit dem dazwischen eben auch.
Hoffnung auf Gott heißt nicht, wir müssen nichts tun. Hoffnung auf Gott heißt aber auch, Begrenzungen zugeben zu können. Hoffnung auf Gott steht gegen unsere Selbstüberschätzung, die Probleme in den Griff bekommen zu können.
Haben wir nicht die Erfahrung gemacht: Jede Erfindung schuf auch wieder neue Probleme.
Die Menschen in Israel klagen ihr Leid Gott. Ist Gebet eine Antwort auf unsere Weltprobleme? Gebet ist nicht die einfache Lösung. Gebet führt auch ins Hören und Handeln. Gebet schafft nicht immer einfach eine Problemlösung. Nicht jede Bitte wird erhört. Gebet ist nicht die Salbe, die man aufträgt und alles wird heil. Gerade der Zusammenhang des Kapitels Jeremia 14 macht das deutlich. Israel ist in dieser Zeit keineswegs das fromme Volk. Es ist von Gott abgefallen. Nun muss es die Folgen tragen.
Aber Gott hat Ihnen wieder eine Zukunft gegeben.
Vielleicht müssen wir Folgen tragen. Folgen unseres maßlosen Lebensstils und unserer Vergötterung der Dinge, die wir besitzen. Und sicher sind wir aufgefordert, denjenigen zu helfen, die mehr zu erleiden haben als wir. Hoffnung auf Gott heißt nicht, wir müssen nichts tun, aber es heißt, wir müssen nicht in Panik geraten.
Beten und etwas tun. Mit Verstand und nicht panikartig.
Leben wir aus Angst oder aus Hoffnung?
Wir können an Sundays weiterhin for future demonstrieren! Also Gottesdienst feiern und es draußen sagen, dass diese Welt sich nicht im Nichts befindet, sondern in Gottes Hand. Unsere Sundays for future Demonstrationen sind allerdings so schwach geworden, dass die Welt dadurch nicht aufhorcht. Bekennen wir den Gott, der Schöpfer und Erhalter ist, wenn wir nach den Zusammenkünften in das Leben gehen? Worauf setzen wir? Lassen Sie uns das demonstrieren.
1936, also in ganz anderer Bedrohung, hat Reinhold Schneider ein Gedicht geschrieben:
Allein den Betern kann es noch gelingen, das Schwert ob unsern Häuptern aufzuhalten
und diese Welt den richtenden Gewalten durch ein geheiligt Leben abzuringen.
Denn Täter werden nie den Himmel zwingen:
Was sie vereinen, wird sich wieder spalten,
was sie erneuern, über Nacht veralten,
und was sie stiften, Not und Unheil bringen.
Jetzt ist die Zeit, da sich das Heil verbirgt,
und Menschenhochmut auf dem Markte feiert,
Indes im Dom die Beter sich verhüllen,
Bis Gott aus unsern Opfern Segen wirkt
und in den Tiefen, die kein Aug’ entschleiert,
die trockenen Brunnen sich mit Leben füllen.
Auch Beter werden den Himmel nicht zwingen. Sie müssen es auch nicht. Gott, der himmlische Vater will ja helfen und uns zum Guten leiten.
Amen
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